Am vergangenen Wochenende fand in Paris das traditionelle "Tornoi de Paris" statt, das längst den Grand Slam-Status hat und als größtes Judoturnier der Welt - neben der WM - gilt. Auch heuer wieder war es ein Erlebnis, im riesigen Sportpalast Bercy dabeisein zu dürfen. Sportlich waren die Japaner mit einer neuen, jungen Mannschaft die klaren Regenten - sie gewannen die Hälfte aller Titel, allein 5 von 7 möglichen bei den Männern. Österreicher? Keine auf der Matte ...
Es ist ein besonderer Flair, wenn man bei der Metro-Station Bercy aussteigt, die Stufen heraufkommt und die riesige Halle sieht, die mittlerweile Accor Hotels Arena Bercy heißt. Hier hat sich Werner Schlager 2003 zum Tischtennis-Weltmeister gekrönt, hier singen Stars wie Elton John oder Robbie Williams - und hier findet auch jährlich der erste Judo-Grand Slam des neuen Jahres statt. Auch wenn sich gegenüber früher einiges, schon beim Eingang, geändert hat. Alle Zuschauer, Offiziellen und Medienvertreter werden auf gefährliche Gegenstände kontrolliert. Der Terror hat Paris - leider - in jeder Hinsicht verändert.
Geändert haben sich heuer auch die Regeln. Und man sah mit Spannung dem Turnier entgegen, an dem 409 Athleten aus 61 Ländern, nicht aber Österreich, auf die Matte stiegen. Das erste Fazit: Gelungen! Die im Vorfeld geäußerten Befürchtungen, es werde eine Orgie von Golden Score-Kämpfen geben, bewahrheiteten sich ebenso nicht wie die Angst vor der notwendigen Umstellung der Judoka und Referees, dass es jetzt nur noch Waza-ari und Ippons gibt. Interessanterweise gab es etliche Kämpfe, die mit zwei Waza-ari über die volle Zeit geführt wurden, aber wenige mit mehr als zwei Waza-ari endeten.
Nicht verändert hat sich hingegen die Stimmung in dieser tollen Halle. Je 15.000 Fans an beiden Tagen sahen tolle Kämpfe auf vier Matten (Vorrunden) und zwei im Final-Block. Und sie sahen vor allem ein starkes, junges Team aus Japan. Etwa den Sieger bis 66 Kilo, Hifumi ABE, erst 19 Jahre und technisch unglaublich versiert. Er gewann alle seine Kämpfe mit Ausnahme des Finalkampfes, in dem er das entscheidende Waza-ari fünf Sekunden vor Ende landete, mit Ippon. Abe sowie die weiteren Nippon-Sieger Takato (60 kg), Hashimoto (73 kg), Iida (bis 100 kg) und Ojitani (über 100 kg in Abwesenheit des nur am Mattenrand bejubelten Franzosen Teddy Riner) verkörpern das "New age" im japanischen Judo und könnten sich schon bei der WM Ende August in Budapest endgültig die Krone aufsetzen. Während bei uns gerade begonnen wird, ein "Projekt 2020" aufzustellen, ist man im Mutterland des Judo für die Olympischen Spiele in Tokio schon jetzt scheinbar bestens gerüstet. Unglaublich!
Stark aber auch die europäischen Frauen, die schon mit ihren Olympiasiegen Geschichte geschrieben haben: Die Slowenin Nina TRSTENJAK (bis 63 kg) und die Kosovarin Majlinda KELMENDI (bis 52 kg) setzten sich auch auf den Pariser Matten durch. Aber auch hier waren die Japanerinnen mit zwei Siegen die beste Nation.
Sieben Gold, vier Silber und zwei Bronze-Medaillen verbuchte das Japan-Team, dahinter landete Südkorea (2/1/2) mit ebenfalls zwei Klassensiegen bei den Damen auf Rang zwei. Je einmal Gold holten der Kosovo, Slowenien, Frankreich, die Niederlande und China.
Paris war wieder einmal die Reise wert ...
Josef Langer
Alle Ergebnisse aus Paris findet ihr hier.
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