WIEN — Claudia Heill hat eine von sieben Medaillen für Österreich bei den Sommerspielen 2004 in Athen errungen.
Die Judoka aus Wien sagt neun Monate nach dem Silber-Gewinn, dass dieses Erlebnis "nie in Vergessenheit geraten" wird, aber es Zeit ist, weiterzuschauen.
"Es war mein Ziel, den Killerinstinkt zurück zu bekommen. Die EM ist mein Willens-Comeback." Am Samstag steht sie in Rotterdam in der Kategorie bis 63 kg auf der Matte und "will Europameisterin" werden.
"Sag mir, dass ich Europameisterin werde"
Der österreichische Verband entsendet acht Athleten in die Niederlande. Heill möchte nach EM-Silber 2001 in Paris und den Bronzemedaillen 2002 in Marburg und 2003 in Düsseldorf die Sammlung durch Gold ergänzen.
"Ich weiß nicht warum, aber es war vor Kurzem im Trainingslager in Ungarn. Ich war bei der Massage und hatte Zeit zum Nachdenken. Dann bin ich um neun am Abend zu Hupo (Trainer Hubert Rohrauer/Anm.) ins Zimmer gegangen und habe gesagt: 'Sag' mir, dass ich Europameisterin werde'." Es war der Tag, an dem sie sich auch mental von Olympia gelöst hatte.
Heill hat bereits in ihrem Urlaub im Oktober in der Dominikanischen Republik wieder mit dem Training begonnen, Ausdauer und Kraft standen auf dem Programm.
Operiertes Knie bereitet Probleme
Das übliche Japan-Trainingslager im November wurde deshalb ausgelassen. Seit Jänner eilt sie von einem Camp zum nächsten, die judospezifische Arbeit stand wieder im Vordergrund. Auch ein paar Weltcups hat sie bereits absolviert, wurde Fünfte in Sofia, Siebente in Leonding.
Ihre beiden im Alter von 15 und 17 Jahren wegen Kreuzbandrissen operierte Knie machten aber Probleme, eine in Leonding erlittenen Ellbogenverletzung beeinträchtigte die Vorbereitung. "Aber seit einigen Wochen bin ich verletzungsfrei und fühle mich super in Form."
Zweites Saisonziel nach den Kontinentaltitelkämpfen sind die Weltmeisterschaften im September in Kairo.
Neue Agentur zum Erfolg
Finanziell hat der Olympiaerfolg Heill wenig gebracht. Sie hat sich deshalb jetzt in die Hände der Agentur Sport&Recht begeben.
"Wir denken an den Bereich Mode, Brillen. Sie ist nicht nur Spitzensportlerin, sondern auch intelligent und hübsch, wir wollen ihre weiblichen Attribute in den Vordergrund stellen", sagte Manager Manfred Dimmy, der u.a. auch die Tischtennis-Asse Werner Schlager und Liu Jia vermarktet.
"Ich dachte, mit einer Olympiamedaille kommen die Leute zu mir und ich kann mir aussuchen, für wen ich werben will. Aber so war es nicht. Ich hatte wohl auch nicht die richtigen Ansprechpartner", weiß Heill heute.
"Halligalli" hat mental zerstreut
Für sich selbst hat Heill die Wertigkeiten wieder gerade gerückt: "Ich hatte nach Olympia wenig Zeit, mich auf den Sport zu konzentrieren. Ich dachte, manche Dinge, wie für Medien da zu sein, in der Öffentlichkeit stehen und Judo ins Rampenlicht zu stellen sind wichtig. Das Halligalli hat mich nicht nur mental zerstreut, sondern auch das Training beeinträchtigt. Ich habe trainiert, war aber nicht hundertprozentig anwesend."
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