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News: Das Los der Gameboy-Generation
14.02.2008, 20:13

JUDO-WELTCUP VÖSENDORF.

Während Ludwig Paischer in der Pyramide um das A-Limit für Peking „rauft“, macht sich Peter Seisenbacher Gedanken über den Stellenwert seines Sports.

WIEN —
 Judo gilt nicht ausschließlich als Kampfsport, es soll als Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung verstanden sein. So hätte es sich der Japaner Jigoro Kano gewünscht, als er Judo in seiner Reinkultur begründete. Der „sanfte Weg“ (Judo auf Japanisch) der maximalen Wirkung bei minimalem Aufwand wuchs zu einer weltweit ausgeübten Sportart aus, sogar in Österreich gibt es über 200 Vereine und 16.000 Mitglieder. Es ist das Streben nach Bewegung und das Verlangen nach Kraft, deshalb stehen Judoka auf der, simpel formulierten, Matte.

Am Wochenende misst sich der Herren-Weltcup in Vösendorf, um in der Pyramide seine Sieger zu finden. Der Salzburger Ludwig Paischer (Klasse bis 60 kg) ist als WM-Dritter bereits im Besitz des Quotenplatzes für Peking, vermutlich wird der Wettkämpfer aber alles unternehmen um vor eigenem Publikum das A-Limit zu erbringen. Insgesamt haben 538 Judoka aus 58 Nationen genannt.

Die andere Körper-Ausbildung

Dass Judo in Österreich einen gewissen Stellenwert besitzt, davon ist Peter Seisenbacher überzeugt. Als Doppel-Olympiasieger (1984, Los Angeles, 1988 Seoul) und Präsident des Wiener Landesverbandes nützt er jede Möglichkeit, um Kindern den Sport näher zu bringen. Doch die „Mentalität der Menschen“, sagt Seisenbacher nachdenklich, habe sich verändert. Da Verständnis, Wahrnehmung und Akzeptanz gewisser Randsportarten ohnehin nur von wenigen zu erwarten wären, mache es die fehlende Mithilfe des ORF nicht unbedingt leichter, alle Intentionen zu vermitteln. Er wollte die dem „Mainstream“ verschriebene Quoten-Jagd nicht verurteilen, sie spielt ihm ja bei seiner Argumentation vollauf in die Hände. Er sagt: „Es ist Zeichen der Grundeinstellung einer anderen Generation. Die Gameboy-Generation von heute hat einen anderen Ablauf.“ Sie habe den zweideutigen Stress, Leistungssport nicht wirklich betreiben zu wollen. Und fehlende Leitbilder machen es leichter, darauf zu verzichten.

Dabei wollte sich Seisenbacher „keineswegs beschweren“, in Wien gibt es zig Klubs und viele Judoka. Nur den Sprung in die Hochleistungsklasse verpassen für seinen Geschmack zu viele. Eltern und ihre Sprösslinge wären an einer „anderen Körper-Ausbildung“ interessiert. Judo sei als Zusatz neben den landesweit zahlreich zu kurz kommenden Turnstunden „herzlich willkommen“. Alles über die Bewegungsschulung hinausgehende jedoch nicht mehr unbedingt. „Viele Eltern sagen: Trainieren Sie mein Kind. Aber, darum bitten sie auch gleich – machen's keinen Weltmeister aus ihm ...“

Geld bedeutet Erfolg

Nicht nur der körperliche Aufwand schrecke viele Eltern ab, auch der zeitliche steckt vorzeitig private und finanzielle Grenzen ab. Unter zwanzig Wochenenden pro Jahr, rechnet Peter Seisenbacher vor, spiele sich im Judo nichts ab. Denn nur bei Turnieren sei der Vergleich mit anderen und damit auch ein Reifeprozess möglich. Für viele Familien in Österreich ist es eine unüberwindbare Barriere.

Leistung an sich sei etwas Positives, nur sei sie im modernen Sport in den Hintergrund gerückt. „Geld bedeutet heute Erfolg“, sagt Seisenbacher, 47, süffisant, aber nicht weinerlich. Darauf lege er Wert. Er akzeptiere dieses Denken, solange es überhaupt noch Menschen gibt, die Sport betreiben.

Peter Seisenbacher wird mit großem Interesse den Weltcup verfolgen. Vor allem für Paischer sei es eine „wichtige Formkontrolle“. Außerdem habe er den Quotenplatz in der Tasche, viele seiner Gegner aber nicht. Also könne Paischer vielleicht „mehr schauen, als er sich vorgenommen hat und seine Kontrahenten studieren. Wichtig wäre es, damit er bei Olympia keine böse Überraschung erlebt.“

Samstag: bis 60 kg, bis 66 kg, bis 73 kg.
Sonntag: bis 81 kg, bis 90 kg, bis 100 kg, über 100 kg.
Beginn jeweils 10.00 Uhr.

Die Presse

Autor: admin

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