Er hätte eigentlich "Aufputz" für das Vienna International Open am kommenden Wochenende in der Kurt Kucera-Halle (Wien 10) sein sollen, aber Marcel Ott, der frischgebackene WM-Siebente von Rio de Janeiro in der Klasse bis 81 Kilo, wird nur als Zuschauer dabei sein - "ich hab in Rio leider eine Verkühlung aufgerissen, bin nicht fit", begründete der 23-Jährige von den Sandokan Volksbank Galaxy Tigers seine Absage. Er wird nur Zuschauer sein, "und vielleicht coache ich auch ein bisserl mit." Aber auch ohne "Otti" wird das Preisgeldturnier (2000 Euro Dotation) wieder ein Hit - Samstag (Eintreffen ab 10 Uhr) kämpfen die Elite, die Unter 21, und Unter 18; Sonntag (Eintreffen ab 9 Uhr) dann die Nachwuchs-Klassen (U 10, U 12, U 14 und U 16).
Marcel Ott hatte bei der Weltmeisterschaft in der brasilianischen Olympia-Stadt mit Platz 7 bis 81 Kilo (wäre bei einer Quoten-WM ein Olympia-Fixplatz!) für die einzige rotweißrote Platzierung gesorgt. Nach einem Freilos und drei Siegen scheiterte er erst im Poolfinale und dann in der Trostrunde am Russen Vorobev. "Momentan war ich schon enttäuscht, weil ich gegen den Russen geführt und den Kampf beherrscht habe, aber nach ein paar Stunden kam eher die Freude über meinen 7. Platz", sagt der "Mister Bundesliga 2011". Er habe natürlich auf eine derartige Platzierung gehofft, "aber gerechnet habe ich damit nicht. Ich wollte nur von Kampf zu Kampf denken, nicht aber daran, welchen Platz ich erreichen könnte", gibt sich der zuweilen schüchterne, aber auf der Matte ungemein aggressive, Judoka bescheiden.
Wichtig sei auch gewesen, dass Freundin Jacqueline Raab mit von der Partie war und ihren Marcel anfeuerte. "Als sie nach dem Trainingsunfall meine Hilfe brauchte, war ich für sie da - jetzt hat sie mir den Halt gegeben, den man in einem solchen Turnier auch braucht." Mit Jacky, der es übrigens "schon sehr gut" (Zitat Ott) geht, verbrachte Marcel nach der WM noch einige Tage in Rio, besuchte er die Copa Cabana und die Jesus-Statue. Dort hat er schon versprochen: "Ich komme in drei Jahren wieder. Weil ich will zu den Olympischen Spielen 2016 und dann auch soweit sein, dass ich um eine Medaille kämpfen kann."
Der Wechsel von der 73er- in die 81-Kilo-Klasse sei für ihn kein Problem gewesen, ganz im Gegenteil. "Ich bin ein 81er. Für die 73er-Klasse musste ich zuletzt schon mindestens fünf Kilo abtrainieren, das ist schon heavy. Jetzt fühle ich mich einfach viel wohler." Auch die Verletzung im Knöchel (Verdacht auf Bänderriss), die er sich beim Trainingslager nach dem Grand Slam-Turnier im Juli in Moskau zugezogen hatte, störte ihn in Rio nicht. "Der Knöchel war getapet. Die Physiotherapeuten, die meinen Fuß ständig kontrollieren, haben gemeint, dass eine Operation im Moment nicht notwendig ist", freut sich "Otti", dass er (vorerst) nicht unters Messer muss.
Deshalb hat Ott für heuer noch einiges vor. Ende September will er beim Grand Prix in Almaty (KAZ) auf die Matte steigen, Mitte Oktober am EJU-Trainingscamp in Rom teil nehmen. Und dazwischen noch mit seinen Tigers im Wiener Bundesliga-Derby gegen cafe+co Vienna Samurai (11. Oktober) einen Sieg einfahren.
Am kommenden Wochenende aber wird "Otti" beim Vienna International Open nur zuschauen. "Sorry", lässt er seinen Fans ausrichten, "aber ich bin einfach nicht gesund genug!" Sehen wird man den WM-Siebenten schon - und wenn vielleicht auch Sie in die Halle kommen: Marcel Ott hat sich für seinen tollen WM-Auftritt jede Gratulation redlich verdient.
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